Ben und ich

Heute sind Ben und ich ein Herz und eine Seele. Doch so war es nicht immer. Ben kam erst  im Alter von 7 Monaten in unsere Familie. Leider hatten wir keinen guten gemeinsamen Start, denn Ben entpuppte sich als wahrer Tyrann, dem mit nichts beizukommen war. Und was er alles anstellte: Er klaute das Fleisch vom Tisch oder schnappte der Oma das Tortenstück von der Kuchengabel weg.

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Und er zog auf dem Spaziergang so schrecklich, dass ich der Länge nach hinfiel.

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Dann hüllte er das ganze Haus in eine Klopapierwolke, erschreckte die Kaninchen des Nachbarn und vieles mehr.

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In der Küche war gar nichts vor Ben sicher. Er klaute den Weihnachtsbraten aus dem Ofen, lernte die Schubladen zu öffnen, kletterte auf die Arbeitsplatte, räumte dann auch die Hängeschränke aus und schaffte es sogar, das zum Abkühlen auf den Hängeschränken abgestellten Hühnchen herunter zu zerren.

 

Rettung in letzter Minute

Ich war so verzweifelt, dass ich Ben wieder abgeben wollte. Doch meine drei Töchter zauberten, quasi in letzter Minute, eine engagierte Feltmann-Tierlehrerin aus dem Hut.  Diese meinte: „Sie haben einen besonders intelligenten und lernfähigen Hund erwischt! Ihr Hund braucht lediglich künftig Regeln, Ordnungen und Strukturen!“

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Nun begann eine lange Zeit des Übens, Übens und nochmal Übens. Eines Tages musste mir die Tierlehrerin Ben abnehmen, weil ich keine Zeit für Ben hatte. Da diese an diesem Tag auch an einer Grundschule tätig war, nahm sie Ben kurzerhand mit. Und da beobachtete sie, dass Ben einen ganz besonders guten Draht zu den Kindern hat. Und – sie ermutigte mich, Ben mit in meine Schule zu nehmen, an der ich Rektorin bin. Gesagt getan. Ben ist nun schon seit vielen Jahren ein erfolgreicher und sehr beliebter und geliebter Schulhund.

 

 Was macht denn eigentlich ein Schulhund?

Ein Schulhund wirkt sehr beruhigend im Schulalltag. Wenn Ben Kinder in der Klasse besucht, kann er sich dort nur entspannen, wenn es leise ist. Das trägt zur allgemeinen Beruhigung und Konzentration bei. Auch die nonverbale Kommunikation wird geschult. Denn Ben reagiert eher auf Zeichen denn auf die Stimmen . Gerne laufen auch die Bewegungsmuffel unter den Kindern Bewegungsparcours  mit verschiedenen Hürden, Wippen und anderen Hindernissen ab. Ben regt also auch zum Bewegen an. Aber leider gibt es immer wieder auch kleinere und größere Missgeschicke, zum Beispiel wenn Ben der Schulsekretärin die Frühstücksbrezel klaut.

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Wie kam es dann zum Buch?

Zuerst wollte ich Bens Geschichte nur für meine Töchter aufschreiben. Bei kleinen Leseproben aus dem Manuskript stellte ich jedoch fest, dass auch Lesemuffel unter unseren Schülerinnen und Schülern Freude und Interesse hatten, das Buch über Ben zu lesen. Deshalb habe ich Bens Wandlung vom Saulus zum Paulus auch für die Öffentlichkeit und besonders für Schulkinder aufgeschrieben.  Irene Hercka erweckte diese Geschichte mit wunderbaren Zeichnungen zum Leben. Mittlerweile finden regelmäßig Kinderlesungen aus dem Buch  zu unterschiedlichen Gelegenheiten und an ganz verschiedenen Orten statt.  Das regelmäßige Üben für solche Auftritte in der Öffentlichkeit macht sich bezüglich der Lesefertigkeit der Kinder bezahlt. Das Buch hat also auch den Sinn, Kinder über eine tragisch-komische Geschichte zum Lesen und Vortragen anzuregen. Zur Geschichte gibt es übrigens auch ein Lesebegleitheft für Kinder, mit weiterführenden Übungen besonders zum sinnerfassenden Lesen.

 

Und was macht ein Schulhund in den Ferien?

Gerne fährt Ben mit seinem Frauchen ans Meer und schwimmt mit ihr Kopf an Kopf weite Strecken.

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Ob er dann die Kinder vermisst? Keiner weiß das ganz genau. Aber wenn Ben im Urlaub Kinder sieht, wedelt er freudig mit dem Schwanz und läuft auf sie zu.

Und nun viel Spaß beim Lesen!

 

Angelika Müller-Zastrau alias Angelika Pausewang